Hildegard Brinkel - ein Leben ohne Abfall

Hildegard Brinkel ist Diplomdesignerin für visuelle Kommunikation und berät Unternehmen in Bezug auf ihre visuelle Darstellung und gestaltet präzise passende Erscheinungsbilder. Das Design überträgt sie in die Online-Kommunikation und in den Print-Bereich. 

Nachhaltiges Handeln spielt für Frau Brinkel eine große Rolle. Deshalb engagiert sie sich als Sprecherin des bundesweiten Cradle to Cradle e.V. in der Regionalgruppe Freiburg. Cradle-to-Cradle – von der Wiege zur Wiege – »denkt« Produkte so, dass sie nach ihrer Nutzung nicht zu Müll werden, sondern vollständig wieder in den Ressourcen-Kreislauf eingehen können – vorausgesetzt, sie sind dafür konzipiert und gestaltet. 

Frau Brinkel hält auf dem 6. Zukunftsmarkt des Grünen Forum Baden e.V. am 7. Mai um 15 Uhr im Gärtnerhof Decker in Bühl-Weitenung (Ottendorfer Straße 27) ihren Vortrag zum Thema „Cradle to Cradle – Ein Leben ohne Abfall“

 

Unsere Redaktion befragte Frau Brinkel zu diesem spannenden Thema

 

  1. Red: Bei Cradle to Cradle denkt man an Flugzeugsitz-Bezüge, die man essen kann und an volle Babywindeln, die man in den Gartenboden steckt. Löst man damit die Umweltprobleme?
    HB: Wenn alle Gebrauchsgüter unseres täglichen Lebens nach dem C2C-Prinzip funktionieren, dann hat unser Planet noch eine Chance. Derzeit gibt es ca. 6.000 C2C-Produkte weltweit auf dem Markt, dazu gehören auch Industrieprodukte,die weiterverarbeitet werden, wie Baustoffe oder Garne.
  2. Red: Worin genau bestehen die Möglichkeiten von C2C – und wo entfalten sie heute schon ihre besten Wirkungen?
    HB: Überall, wo das Prinzip umgesetzt wird, entfalten sich die besten Wirkungen.In den Niederlanden ist Cradle to Cradle in der Verfassung verankert. Das neue Rathaus von Venlo ist gerade nach C2C-Standards gebaut worden. Die 630 Mitarbeiter*innen freuen sich über gesunde Innenraumluft. Die Baustoffe gehen nach Ende des Nutzungszeitraums in den Kreislauf wieder ein.
  3. Red: Der Erfinder des C2C-Prinzips, Prof. Dr. Michael Braungart, verblüfft durch die Aufforderung in seinen Vorträgen: „Wenn Ihre Freundin einen schwarzen BH trägt, dann sagen Sie ihr: Zieh den sofort aus!“ Warum fordert er das?
    HB: Haha. Er meint damit, dass Sie ihrem Partner, der schwarze Boxershorts trägt, sagen sollen: „Zieh’ die sofort aus!“. Unsere herkömmlichen Textilien, vor allem diein der Farbe schwarz, sind trotz Standards stark mit Schwermetallen belastet. Gerade bei Unterwäsche werden diese toxischen Stoffe durch Schwitzen aus dem Textil gelöst und gehen über die Haut in unseren Organismus über. C2C-Kleidung, z.B. von Trigema, ist komplett schadstofffrei und kompostierbar. 
  4. Red: Welche Möglichkeiten sehen Sie in unserem Landkreis für das C2C-Prinzip?
    HB:Viele gute Beispiele aus anderen Regionen regen zum Nachmachen an. Die Universität Tübingen wird z.B. flächendeckend mit C2C-Reinigungsprodukten gereinigt. Das bedeutet keine giftigen Reiniger-Chemikalien mehr in den Räumen und Verpackungen die komplett recycelt werden. Schulbücher können nach C2C-Prinzip gedruckt werden usw.
  5. Red: Und wo in ihrem beruflichen und privaten Umfeld setzen Sie C2C-Prinzipien um?
    HB: Für meine Arbeit benutze ich z.B. C2C-zertifizierte Stabilo Greenpoint Stifte, deren Farbe auf Wasserbasis ist und deren Material zu 96% aus recyceltem Kunststoff besteht. ZumPutzen verwende ich die C2C-Frosch-Reiniger. Bei Print-Produkten den schadstofffreien C2C-Druck von Gugler Print. 
  6. Red: Welche Argumente der Kritiker des C2C-Konzepts leuchten Ihnen persönlich ein?
    HB: Bevor ich das C2C-Prinzip kannte, war ich auch der Annahme – wie viele Kritiker*innen – dass unsere einzige Option sparen, optimieren und minimalisieren ist. Wir perfektionieren jedoch das falsche System, was keinen Ausweg darstellt, im Gegenteil, was die Zerstörung und Ausbeutung unserer Erde und der endlichen Ressourcen nur weiter vorantreibt. C2C bietet die Lösung, es sieht den Menschen als positives Individuum. Wenn alles in Kreisläufen funktioniert, können wir unsere Vielfalt feiern und einen positiven Fußabdruck hinterlassen.

 

Für Rückfragen:
Frohmut Menze, Pressesprecher Grünes Forum Baden e.V., Waldstraße 17, 77839 Lichtenau, frohmut@menze.de, 07227 992731, 0173 909 97 08